Preisträgerin 2024: Nina Gessner
Die Journalistin Nina Gessner hat eindringlich bewiesen, dass sie ihr Handwerk herausragend beherrscht. Für die Hamburger Morgenpost (Mopo) wurden mehrere Artikel eingereicht und damit prämiert. Sie versteht die klassische Reportage – verschafft ihren Leserinnen und Lesern vielseitige Einblicke, beispielsweise in verlorene Orte oder verlorene Seelen, zieht sie detailreich in ihren Bann und schafft es, immer auch einen Funken Hoffnung in ihren Texten zu verbreiten. Trotz begrenztem Platz behandelt sie das jeweilige Thema ausführlich, beispielsweise die Geschichte der Hamburger Juden und deren bis heute andauernde Rivalitäten zwischen Liberalen und Orthodoxen in „Die vergessene Tempel-Ruine im Hinterhof“.
Dabei zeigt die ehemalige Mopo-Volontärin und heutige Redakteurin ein breites Spektrum, vom Polit-Skandal um Finanzsenator Andreas Dressel bis zum Mobbing einer alleinerziehenden Mutter bei Eurogate („Eurogate Kündigung Willms“). Ihre Sprache ist klar, unaufgeregt und sachlich, an Fakten orientiert. Eine äußerst gründliche Recherche erlaubt der Autorin wichtige Details als symptomatisch für das ganze Thema herauszustellen.
Immer kommen die Betroffenen zu Wort, zum Beispiel die letzten Beschäftigten in „Das traurige Ende der Sietas-Werft“. Die Schlagzeilen der jeweiligen Artikel sitzen, wie bei der Mutter der Suizid-gefährdeten Tochter mit dem Titel „Mama, ist man eigentlich sicher tot, wenn man vom Balkon springt?“. Die Reportagen von Nina Gessner passen genau in das Anforderungsprofil des Klabunde-Preises: Sie sind sozial orientiert und sie spielen in Hamburg. Zudem ist die Autorin nah an den Menschen und wahrt trotzdem professionelle Distanz.
Mit dieser Auszeichnung möchte die Jury des Erich-Klabunde-Preises auch ein Zeichen setzen und Redaktion und Verlag der Hamburger Morgenpost auszeichnen und gleichzeitig ermutigen, diese aufwändigen und vom üblichen Boulevard-Geschäft abweichenden Geschichten auch weiterhin in schwierigen Zeiten zu produzieren. Es lohnt sich!
Der Erich-Klabunde-Preis für sozial engagierten Journalismus wurde erstmals 1957 vergeben und zählt zu den ältesten deutschen Journalistenpreisen. Der Namensgeber Erich Klabunde (20.2.1907 - 21.11.1950) war 1945 Gründer und erster Vorsitzender der damaligen Berufsvereinigung Hamburger Journalisten und später des Deutschen Journalisten-Verbandes auf Bundesebene. Der Preis ist mit 2.500 Euro dotiert, und der Jury gehörten in diesem Jahr neben der Vorsitzenden des DJV Nord, Marina Friedt, auch Nadja Stavenhagen (Direktorin der Akademie für Publizistik), Hans-Jürgen Börner (Fernsehjournalist), Melanie Köhne (Pressereferentin Bischofskanzlei Hamburg), Bruno Schrep (Klabunde-Preisträger und „Spiegel“-Autor), Dr. Martin Wilhelmi (Rundfunkjournalist) sowie Peter Jebsen (Beisitzer im Vorstand des DJV Nord) an.
Zu Redaktionsschluss stand noch nicht fest, wann und in welchem Rahmen der Erich-Klabunde-Preis 2024 verliehen wird.
Für Fragen steht Ihnen Marina Friedt unter 0170 / 90 20 224 zur Verfügung.
Foto: Florian Quandt/MoPo