
"Als ich mit 34 Jahren meine journalistische Laufbahn in Hamburg begann, galt von Anfang an mein Interesse dem investigativen Journalismus. Damals setzte ich dabei auf eine minimale Ausstattung, um flexibel zu bleiben und bei Interviews mein Gegenüber nicht durch zu viel Technik zu verunsichern. Heute, 25 Jahre später, wird diese Vorgehensweise als „Mobile Journalism“ bezeichnet. Meine Recherchen brachten mich schon früh in die USA, wo ich meine ersten Dokumentationen drehte. Dadurch lernte ich sehr schnell den Unterschied im investigativen Journalismus zwischen Amerika und Deutschland kennen. Investigative Journalisten wurden Ende der 90er Jahre noch sehr unterstützt – sowohl von der Bevölkerung, als auch von den Behörden. Darüber hinaus gibt es eine sehr starke Vernetzung, wodurch einem schnell entsprechende Türen geöffnet werden. Dadurch ist es relativ einfach, auch an brisante Informationen zu kommen. In den USA wurde ich als investigativer Journalist nicht als 'Störer‘ oder 'Feind‘ betrachtet, sondern als jemand, der allen eine Chance gibt, etwas Wichtiges voranzubringen.Diese Offenheit und Unterstützungsbereitschaft habe ich so in Deutschland nie erlebt.Hier ist der Freelancer, hinter dem kein bekanntes Medien-Unternehmen steht, auf sich gestellt – und trägt deshalb für seine Tätigkeit auch das volle finanzielle Risiko.Dennoch gelang es mir im Laufe der Jahre eine eigene Produktionsfirma mit dem Namen “MEINBERG TV“ aufzubauen. Das erleichtert die Arbeit insofern, als dass man dadurch ernster genommen wird. Rückblickend betrachtet kann ich nach 25 Jahren als investigativer Journalist sagen, dass neben der überaus anspruchsvollen Recherche die Abseitsposition als Freelancer eine grosse Herausforderung darstellt. Deshalb reicht es nicht, diese Tätigkeit nur auszuüben, sondern man muss dafür glühen – und man braucht einen langen Atem.Sich einschüchtern zu lassen und aufzugeben, war nie eine Option für mich.Heute werden ich von einem Team unterstützt, was vieles erleichtert. Unser Leitsatz dabei ist das Motto des Kriegsbericht-Erstatters James Nachtwey: „Nur nah dran bekommst Du die Wahrheit!“"
Statement:
Die Herausforderungen für investigative Journalistinnen und Journalisten bestehen im zunehmenden Misstrauen gegenüber investigativen Journalisten – seitens der Bevölkerung und der Behörden. Und als Fördermitglied bei „Reporter ohne Grenzen“ kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass oftmals massive Behinderungen und nicht selten auch Einschüchterung den Alltag bestimmen.
Dieser Tendenz halten wir eine starke Vernetzung und vertrauensbildende Massnahmen entgegen ...
So konnte ich mir als investigativer Journalist insbesondere im Ausland eine beachtliche Reputation aufbauen, weil wir unsere Berichterstattung fair gestalten, d.h. wir geben Annahmen nicht als Tatsachen aus, konstruieren keine „Stories" und entwerten die Betroffenen nicht.
Die Abgrenzung zum Boulevard-Journalimus ist damit offensichtlich.
Ich stehe nach 25 Jahren als investigativer Journalist zusammen mit meinem Team bis heute für ethischen Journalismus – und darauf bin ich stolz.
Und noch etwas:
Ich bin als Münchner bis heute im DJV Hamburg geblieben, weil ich dort immer kompetente Ansprechpartnerinnen hatte, unkomplizierte schnelle Untersützung bekam und – was auch mal gut tut – eine Wertschätzung, denn die fehlt bei dieser herausfordernden und überaus anspruchsvollen Tätigkeit leider allzu oft.
Vielen lieben Dank dafür.